Der lustige Digedon betrachtet dieses Werk aus seiner ganz eigenen Sicht ...
Digedon
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Orlando
Variant-Rezi aus Digedon Nummer 8,5
31v
 Jungpioniere zur Äquatortaufe
 Juni 1959
An einem bitterkalten Wintertag im Februar 1959 flatterte den Digedags ein Einschreiben des Wehrkreiskommandos auf den Frühstückstisch. Die Stimmung war ohnehin schon suboptimal, denn die nähere Zukunft verhieß fürs MOSAIK nichts Gutes.
Bei der angekündigten Musterung wurde später festgestellt, dass die drei die typischen Matrosenabmaße für den Unterwassereinsatz besäßen. Einschränkend wurden sie wegen nasaler Knolligkeit und damit TSM-Inkompatibilität als "nicht für die Landstreitkräfte geeignet" eingestuft.
Es kam wie zu befürchten war, denn am 2. November gleichen Jahres wurden sie zum Dienst in der Volksmarinade einberufen.
Und zwar auf das einzige U-Boot der in Dresden stationierten "Ostelbischen Rotbannerflotte".
Bei allem Unglück nun auch noch zu den Saggsn.

Obgleich Dig und Dag aus früherer Qualifikation als Tauchboot-Kommandanten der berühmten Malteser-Armada (Nr. 24) über reichhaltiges Expertenwissen in der Branche verfügten, wurden sie lediglich als simple Kombüsenlurche eingesetzt.
Digedag hingegen war wegen seiner Adleraugen als Ausguckmann vorgesehen und sollte daher das Periskop bedienen.
Wie schon oft bekam er Höhe und wähnte sich bereits als nächster Kaleu.
Ihre erste und einzige Feuertaufe fand auf der großen Fahrt zur Schiffsparade vor Schloss Pillnitz statt. Während die gesamte Flotte im Alberthafen ankerte, hatte das U 0815 (Prototyp der "Nautilus"-Klasse) seinen Stützpunkt in den finsteren Wäldern unterhalb des Prießnitz-Wasserfalls.
Die Fahrt bis zur Mündung in die Elbe unweit der Holzhofgasse (hier befindet sich heute ein bekannter Verlag) verlief schmerzfrei.

Jungpioniere zur Äquatortaufe Variantcover Mosafilm

Bei der krampfhaften Suche nach einer Schreibmaschine, um den Speiseplan zu tippen, erwischte Dig versehentlich die "Enigma". Die Mannschaft stand allerdings nicht auf kryptische Ernährung und nahm es den beiden übel, aber bei weitem nicht so übel wie später das Verkochte.

In der Kombüse erwärmten die beiden Hilfsköche das Essen, die reichlich zur Verfügung stehende Abwärme des Nukular-Reaktors nutzend.
Digedag, derweil als SvD (Spanner vom Dienst) vergattert, versuchte mit seinem Periskop die leicht bekleideten Mädchen auf den Elbwiesen zu beobachten, die im November freilich sehr spärlich gesät waren. Um ehrlich zu sein, er glotzte vergebens in die Botanik. Dabei achtete er nicht auf den Seeweg und verfitzte sich infolgedessen mit seinem Guckrohr.
im Blech des "Blauen Wunders", was zu einem erklecklichen Wassereinbruch führte.
Die Mannschaft, die schon in den Speisesaal eingerückt war, musste noch einmal an die Lenzpumpen. Nach dieser Anstengung erwartete man natürlich ein Gourmet-Menü. Und hier kam der Labskaus der Digedags ins Spiel -  eventuell hätten sie doch lieber Bockwurst kochen sollen. Oder wenigstens die beim Kommiss bewährten germanischen Knödel nach dem Geheimrezept des Legionskochs Teutobold.
Wegen des regresspflichtigen Vorkommnisses fiel die in Pillnitz geplante Äquatortaufe für die Digedags buchstäblich ins Brackwasser.
Diese schweren Verfehlungen bereiteten der militanten Laufbahn der drei Matrosen ein jähes Ende. Nach knapp zwei Wochen Dienstzeit trennte man sich im gegenseitigen Einvernehmen. Neben den Digedags freute sich einer darob ganz fürchterlich: ihr ziviler Vorgesetzter Hannes Hegen.
Hatte er doch schon in trauriger Vorausschau für Dezember 1959 die Nr. 38 "Letzte Ausgabe" gezeichnet. Diese wurde sofort in einem abgesoffenen Silberstollen im Erzgebirge versenkt. In Ergänzung dessen stürzte der ohnehin sehr tief fliegende "Sturmvogel" elegant ab.

Beilage:
Klaus und Hein erzählen aus dem Pionierleben - "Wir basteln uns einen Labskaus"
Fischkoch Rudolf Kroboth erklärt den beiden Pionieren, wie man mit einem Korb wenig gebrauchter Konsumsemmeln aus der Sekundärlebensmittelsammlung und einem Eimer Lebertran ein schmackhaftes Picknick für den nächsten Pioniernachmittag zaubern kann.
Präsentiert von Mosafilm - mit freundlicher Genehmigung von Roland Kern (Text) und Rainer Schlewitt (Variantcover).